Montasch 2.754m (Jôf di Montasio)

Der zweithöchste und gewaltigste Berg in den Julischen Alpen

"Den Montasch kenne ich von allen Juliern am besten, aber immer noch kann ich mich ihm nur mit Herzklopfen nähern, denn er ist der König in diesem Land..." 

                                                     Julius Kugy

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Montasch 2.754m Südseite
Montasch Gipfel, Klettersteig, Normalweg

Der Montasch - Jôf di Montasio 2.754m, (früher Bramkofel, Bramberg; friulanisch: Jouf de Montasch; italienisch: Montaggio) galt bei den Einheimischen der umliegenden Täler (Wolfsbach, Dogna, Raccolana) seit jeher als furchteinflößend, sagenumwoben und gänzlich unersteiglich. So wurde der Montasch erst 1877 - hundert Jahre nach dem Triglav! - ersterstiegen.

Der Villacher Apotheker und Alpinist Hermann Findenegg bezwang den Berg (trotz eindringlicher Warungen der Wolfsbacher Bauern und Bergführer) als erster über das große Band (Findeneggweg) und die südwestseitige Schlucht (Findeneggschlucht). Der Weg des Erstersteigers trägt noch heute seinen Namen.

Graf Giacomo di Brazza, italienischer Alpinist und Naturforscher, der sich für seine Afrikareise vorbereitete; entdeckte vier Jahre später (1881) den heute üblichen Normalweg über die Forca Verde (grasige Scharte neben der seit dem 1. Weltkrieg bestehenden 60m langen Leiter Scala Pipan) und den Ostgrat; nach ihm ist heute noch die Brazza-Hütte auf der Pecolalm unterhalb des Montasch benannt.

Julius Kugy gelang 1902 zusammen mit Graziadio Bolaffio, Anton Oitzinger und Joze Komac die legendäre Erstdurchsteigung der Nordwand. Schon im Jahre 1910 wurde der "Kugy-Weg" durch den Villacher Alpenverein versichert und war somit der erste Klettersteig (Ferrata) in den Julischen Alpen!

Worüber Julius Kugy nicht sehr erfreut war! -

"Es war einer meiner stolzesten Erfolge in den Bergen. Das man mir später den Schmerz angetan hat, den Weg zu versichern habe ich schon erzählt. Die Sektion Villach hat es trotz des Protestes Einsichtiger getan....Mein Gott, daß man solche Felsenherrlichkeit so stören mußte!"

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Die gewaltige Montasch Nordwand
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Die Route des legendären "Kugy-Weges" durch die Montasch-Nordwand

"Der Montasch ist eine kühn aufragende Felsenkette mit steilen, senkrechten Wänden, wie sie nicht oft wieder in den Alpen zu finden sind.

Der innerste Boden der Seisera liegt 1028 m hoch, der Gipfel des Montasch erreicht 2752 m, es ergibt sich also 1724 m Höhenunterschied bei einer Horizontaldistanz von 2 1/3  km. Aber auch der Anblick des Montasch von der Westseite her, vom Dognatale aus, stellt sich den berühmtesten Ansichten der Alpen würdig zur Seite.

Sein Bild erinnert an das des Matterhorns von der italienischen Seite, vom Val Tournanche aus, und den Westanstieg auf den Montasch, aus dem Tale des Rio Montasio erkläre ich ohne Bedenken

für das Schönste, was ich in den 25 Jahren meines Berglebens in den Kalkalpen gesehen habe."

 

Adolf Gstirner, ZDÖAV 1906

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Der Montasch von Westen, der berühmte "Montaschblick" von Dogna
Der Montasch vom benachbarten Wischberg aus gesehen
Der Montasch vom benachbarten Wischberg aus gesehen
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Montaggio vom Weg zur Seiserahütte1913
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Historische Nord-Anstiege auf den Montasch, Gstirner 1907; b = der 1902 von Julius Kugy mit A.Oitzinger u. J. Komac erstdurchstiegende legendäre direkte Nordweg („Dr.Kugy-Weg, Villacherweg, Alpenvereinsweg, Kärntner-Weg“)

"Der Erste, der seinen Fuss auf den stolzen Scheitel setzte, war Herr Hermann Findenegg,der Obmann der Villacher Section des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins am 18. August 1877, seitdem ist er mehrere Male bestiegen worden, meistens von Udineser Alpinisten, ist von Ost und Süd leicht zugänglich gemacht, von Nordwest überwunden und markiert. Nur die Ersteigbarkeit von Norden blieb noch in Frage. Dieselbe galt für unmöglich, sowohl bei den Steigern von Wolfsbach als auch bei den italienischen Gemsjägern und den jagdlustigen Almern der friaulischen Seite, welche die gemsenreichen Reviere der Spranje und der Seissera über einige hohe Scharten und auf verwegenen Steigen gerne zu besuchen pflegen. Niemandem war es noch geglückt, diese grossartigen Nordwände zu durchklettern, und jenen Ruf der Unersteiglichkeit wird wohl Jeder begriffen haben, der jemals den Montasio erstieg und von dem schmalen Bande am Sattel der Verdi in die wirklich grauenvolle Tiefe der Seissera geblickt hat."

Chronik der Section Küstenland des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Triest 1893


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Blick vom Montasch-Ostgrat in die senkrecht in die Seissera abfallende Nordwand
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Die legendäre, 60 m lange Leiter Scala Pipan aus dem 1. Weltkrieg beim Aufstieg über den Normalweg (Leiterweg, Brazzaweg) über die Montasch Südwand

Heute führen drei Klettersteige auf den Gipfel des Montasch:

Von Süden über die Forca dei Disteis der Leiterweg (Normalweg, Brazzaweg) und der Weg der Erstbesteiger, der Findeneggweg.

Aus der Seisera (Val Saisera) durch die atemberaubende Nordwand der Weg der italienischen Jäger - die Ferrata Via Amalia Zuani-Bornettini.

 

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Am Gipfel des Montasch auf 2.754m
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Der Montasch von Süden im Oktober 2009
Der Montasch von Norden im Feber 2014
Der Montasch von Norden im Feber 2014
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Der Montasch von Norden im Feber 2015
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Seisera mit dem Montaggio

"Die Sektion Villach unseres Vereins hat in der Seisera die Seisera-Hütte erbaut, die unlängst vergrößert wurde. Dieselbe liegt in einem großartigen Talschusse, knapp neben der deutschen Alm, in einer Seehöhe von 1018 m 1 3/4 Stunden von der Bahnstation Wolfsbach entfernt.

Sie wird bewirtschaftet und jährlich von 1200 - 1400 Personen besucht, meist allerdings nur von Talwanderern. Sie ist aber auch die beste Übernachtungsstation für Alpinisten, die von hier aus Touren machen wollen. Für diese stehen zwei Schlafräume mit 8 Betten bereit."


Adolf Gstirner, ZDÖAV, Die Julischen Alpen-Westlicher Teil 1905

Hüttenstempel der vom Villacher Alpenverein erbauten Seisera-Hütte unter dem Montasch; die Hütte ging im 1. Weltkrieg in Flammen auf - sie lag direkt an der Front
Hüttenstempel der vom Villacher Alpenverein erbauten Seisera-Hütte unter dem Montasch; die Hütte ging im 1. Weltkrieg in Flammen auf - sie lag direkt an der Front
"Seiserahütte und Findenegghütte der S. Villach sind gänzlich zerstört, andere haben schweren Schaden erlitten. Das Schicksal der hinter der italienischen Front gelegenen Alpenvereinshütten ist nicht bekannt."
Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins 1915
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Der Montasch bei Sonnenunergang vom Dobratsch aus gesehen

"Hinter dem gewaltigem Montasch geht die Sonne nieder unter Pauken- und Tropetenschall." (Julius Kugy)

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Tourenbericht:

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Kommentare: 1
  • #1

    aurel schepper (Dienstag, 15 September 2020 17:17)

    selten so eine so schöne bergbeschreibung gesehen!